Wasser kommt bekanntlich von oben. Besonders wichtig ist deswegen, dass das Dach des Hauses absolut dicht ist, keine Feuchtigkeit ins und möglichst wenig Wärmeenergie aus dem Haus lässt. Eine perfekte Deckung auf Steil- oder Flachdächern inklusive geeigneter Dämmung installiert der Dachdecker. Daneben sorgen die Handwerker mit einer schönen Fassade für das Gesicht des Hauses.

Die Aufgaben des Spezialisten für das Obenrum des Hauses sind aber weitaus vielfältiger. Gebäudeenergiegesetz und der Weg zur Klimaneutralität verlangen eine gute Wärmedämmung der Gebäudehülle, Flachdachbegrünungen sowie die Nutzung der Dachfläche für Photovoltaik-Anlagen.

Vielfältige Aufgaben auf dem Dach

Ob Privathaus oder großflächige Anlagen auf Industriehallen oder Bauernhof-Scheunen – die Mitarbeiter von D&H Bedachungen Hamm an der Pieperstraße 91 in Bockum-Hövel steigen auf jedes Dach, beurteilen, ob das Dach geeignet ist oder besser erst einmal saniert werden sollte. Dann installieren die Dachdecker die Trägersysteme und Module, verlegen die Leitungen. "Die elektrischen Anschlüsse macht natürlich eine Fachfirma", schränkt Carsten Manske ein.

Der Dachdeckermeister ist Ausbilder bei D&H. Seit der Gründung der Firma 2005 sorgen die Bockum-Höveler für den eigenen Nachwuchs. Zwei aus dem eigenen Stall installieren an diesem Morgen PV-Module in Rhynern. Der eine, Erik Strecker, ist bereits seit zwei Jahren Geselle, nach Abschluss als einer der Besten im Kammerbezirk. Der andere, Jan-Martin Müller, auf bestem Weg dorthin. Die theoretische Prüfung hat er gerade absolviert, die praktische folgt im Juli. Eine Übernahme als Geselle ist garantiert.

Dachdecker-Azubi Jan-Martin Müller verschraubt die Befestigung der Solarmodule auf dem Sparren. Er bereitet sich gerade auf seine praktische Prüfung vor, will danach weiter Erfahrungen sammeln. Foto: Markus Liesegang

"Ich bin auch zuversichtlich, dass es klappt mit der Prüfung", sagt der 22-Jährige. Der Kern des Berufs, das Handwerkliche, ist seine Passion. Er kommt aus der Landwirtschaft, dort gab es immer etwas zu werkeln. Der Hauptschulabgänger entdeckte D&H Bedachungen im Internet, bewarb sich selbstbewusst per Telefon. "Eine Woche Praktikum folgte", erzählt er. Danach hieß es auf beiden Seiten kurz: "Gut. Passt!"

Handwerkliches Geschick ist das A und O

"Das handwerkliche Geschick der Bewerber ist das A und O für uns", betont sein Ausbilder. Körperliche Robustheit und natürlich Schwindelfreiheit sind ebenfalls zwingend. "Bei der Theorie helfen wir unseren Auszubildenden, wenn sie Schwierigkeiten haben, zum Beispiel mit Nachhilfe", betont Carsten Manske. Neben Jan-Martin Müller lernt ein weiterer Auszubildender im zweiten Lehrjahr momentan den Beruf des Dachdeckers.

"Die Azubis werden schnell in die Verantwortung genommen, aber nicht alleine gelassen", erklärt Carsten Manske. Der Beruf ist, wie gesagt, vielseitig. Eine weitere aktuelle Baustelle von D&H ist das Alte Rathaus in Schwerte. Eine Zimmerei saniert den Dachstuhl des repräsentativen Renaissancebaus mit traditionellen Eichenbalken. Die Sanierung der Dachhülle ist Sache der Bockum-Höveler.

Schwindelfrei und körperlich robust müssen (angehende) Dachdecker auf jeden Fall sein. Bei ihrer Arbeit geht es hoch hinaus. Foto: Markus Liesegang

Azubis übernehmen schnell Verantwortung

"Das große Gebäude ist denkmalgeschützt, dort arbeiten wir mit moderner Holzfaserdämmung. Darüber kommen die klassischen Hohlfalzziegel", beschreibt der Meister. Die Gauben des fast 500 Jahre alten Gebäudes werden verschiefert, Spenglerarbeiten erledigt das 2005 gegründete Hammer Unternehmen ebenfalls bei Dachanschlüssen und -rinnen sowie Stehfalzen.

Erik Strecker will den Meister nachlegen, aber noch Erfahrung sammeln. Jan-Martin Müller kann sich das momentan noch nicht vorstellen. "Der Chef unterstützt zwar auch diesen Schritt, aber ich sehe mich erst einmal als Geselle", sagt er. Der 22-Jährige fühlt sich wohl im gut harmonierenden Team mit gewachsener Altersstruktur.

Drei Antworten von...

...Ulrich Ehrhardt, Obermeister der Dachdecker-Innung Hamm

Obermeister Ulrich Ehrhardt

1. Wie wichtig ist es für Ihr Gewerk, dass Menschen mit verschiedenen persönlichen und beruflichen Hintergründen im Handwerk ein „Zuhause“ finden?

Das Dachdeckerhandwerk profitiert enorm davon, Menschen aus unterschiedlichen persönlichen und beruflichen Hintergründen willkommen zu heißen. Vielfalt bringt frische Perspektiven, kreative Lösungsansätze und ein breiteres Spektrum an Fähigkeiten mit sich, die das Handwerk insgesamt bereichern. Sie fördert nicht nur Innovation, sondern auch ein starkes Gemeinschaftsgefühl, indem sie Menschen zusammenbringt, die voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen können.

Auf der Baustelle wie auf dem Fußballplatz ist es egal, wie du ausschaust oder wo du herkommst. Hier zählt nur, was du kannst.

2. Nicht nur die Menschen, sondern das Handwerk selbst ist vielfältig. Wie erleben Sie diese Vielfalt in Ihrem Gewerk?

Von klassischen Ziegeldächern über moderne Flachdächer mit Begrünung bis hin zu Photovoltaik bietet das Handwerk ein breites Spektrum an Materialien, Technologien und Arbeitsmethoden. Kaum ein anderer Beruf ist so vielseitig wie das Dachdeckerhandwerk.

Wechselnde Baustellen machen den Job vielseitig und interessant.

3. Wie sehen die Entwicklungsmöglichkeiten für junge Menschen in Ihrem Gewerk aus?

Nach der Ausbildung können sich junge Dachdecker auf verschiedene Bereiche spezialisieren wie etwa die Installation von Photovoltaikanlagen, Dachbegrünung, Metallarbeiten, Einbau von Wohnraumfenstern und vieles andere mehr. Zudem eröffnen Weiterbildungen wie der Meister, Betriebswirt etc. weitere Karriereschritte. Die Gründung eines eigenen Betriebes oder die Übernahme eines bestehenden Betriebes sind ebenfalls möglich.

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