Im Haus der Schönheit in Anröchte geht es seit 15 Jahren um perfekte Pflege von Kopf bis Fuß. Friseurmeisterin Jenny Weweler ist Betriebsleiterin des Salons an der Berhorststraße. Inhaberin ist ihre Mutter Inna Dick, die für den Bereich Nageldesign und medizinische Fußpflege zuständig ist. Deren Schwester Lydia Schmidt kümmert sich als Fachkosmetikerin um die Hautpflege der Kundschaft.

Gegründet wurde das Unternehmen von Natalia Moll, einer weiteren Tante von Jenny Weweler. Ein echtes Familienunternehmen also, bei dem alle im Team mit Leidenschaft bei der Sache sind. Das gemeinsame Ziel: Die Kundschaft soll das Haus mit Wohlgefühl verlassen und dem Bewusstsein, etwas Gutes für sich getan zu haben. Jenny Weweler befasst sich in erster Linie mit viel Fachkompetenz um das Haar der Kundschaft.

Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?

Das war so eigentlich gar nicht geplant. Kurz vor dem Abitur wusste ich tatsächlich noch nicht, was ich machen wollte. Weil ich immer schon sehr kreativ war und beispielsweise gern fantasievolle Frauenporträts mit besonderen Frisuren gemalt habe, schlug mir mein Vater vor, doch eine Friseurausbildung in unserem Unternehmen zu machen. In den Ferien habe ich dann erst einmal im Salon gejobbt und festgestellt, dass es mir Spaß macht. Ich habe mich von der Schule abgemeldet und einen Ausbildungsvertrag unterschrieben.

Was ist das Besondere an Ihrem Beruf?

Für mich vor allem die Möglichkeit, optisch das Schönste aus einem Menschen herauszuholen. Eigentlich ist jeder Mensch auf seine Art schön, das gilt es hervorzuheben. Und „schön“ bedeutet ja auch für jeden etwas anderes. Die Haare sind der Rahmen fürs Gesicht. Mit Frisur und Farbe kann man die Persönlichkeit wunderbar unterstreichen. In diesem Beruf hat man außerdem täglich Kontakt zu verschiedenen Menschen. Neben dem Handwerklichen ist er auch sehr kreativ.

Inna Dick an der Rezeption - Ausbildung Friseur 2024 Lippstadt
Firmeninhaberin Inna Dick ist für Nageldesign und Fußpflege zuständig und übernimmt gern auch mal die Rezeption. Foto: Helga Wissing

Welche Voraussetzungen sollte man für die Ausbildung mitbringen?

Bei unseren Auszubildenden wünschen wir uns einen Realschulabschluss. Einfach deshalb, weil damit eine bessere Allgemeinbildung einhergeht und wir als mittelständisches Familienunternehmen gewisse Standards erfüllen möchten. Im Friseurberuf sollte man unter anderem Kenntnisse in Chemie haben, um beispielsweise zu verstehen, wie Farben funktionieren oder wie eine Dauerwellflüssigkeit reagiert. Mathematik kann auch nicht schaden, damit man beispielsweise Prozente im Kopf berechnen kann. Kommunikativ sollte man sein, weil man ja – wie schon gesagt – sehr viel mit Menschen zu tun hat. Körperliche Belastbarkeit gehört ebenfalls dazu, weil man den ganzen Tag überwiegend steht.

Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es?

Im Beruf selbst bieten die Fachfirmen regelmäßig Seminare an. Beispielsweise zu neuen Färbetechniken. Es gibt auch Fortbildungen von der Handwerkskammer. Wie in jedem Handwerksberuf kann man die Meisterschule besuchen. Schon die abgeschlossene Berufsausbildung kommt dem Fachabitur gleich. Mit der bestandenen Meisterprüfung hat man den Bachelor, in diesem Fall den Bachelor professional. Man kann aber auch Betriebswirt werden. Oder Stylist, Make-up-Artist und Maskenbildner. Ich kenne Kollegen, die Berufsschullehrer geworden sind. Es gibt viele Möglichkeit für eine Karriere in diesem Handwerk.

Lara Kamal beim Kopfwaschen - Ausbildung Friseur 2024 Lippstadt
Lara Kamal (20) wäscht einer Kundin das Haar. Sie ist im dritten Ausbildungsjahr und bereitet sich gerade auf die Gesellenprüfung vor. Foto: Helga Wissing

Ist der Beruf für beide Geschlechter gut geeignet?

Meiner Meinung nach gibt es in kaum einem anderen Handwerksberuf mehr Gleichberechtigung als in unserem. Die Aufstiegschancen sind gleich, ebenso wie die Bezahlung. Bei vielen Frauen ist das Thema Mutter zu sein oder zu werden, ein Karrierehindernis. Bei uns nicht. Es gibt verschiedene flexible Arbeitszeitmodelle, die sich gut mit der Familie vereinbaren lassen. Was die männlichen Kollegen betrifft, habe ich mit diesen nur gute Erfahrungen gemacht, Viele Frauen lassen sich übrigens besonders gerne von Friseuren die Haare machen. Vielleicht, weil Männer noch einmal einen anderen Blick haben. Grundsätzlich ist der Beruf für beide Geschlechter gleich gut geeignet.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?

Wir fangen um 8.30 Uhr an. Es wird erst einmal alles vorbereitet, das Handwerkszeug zurechtgelegt und in Ruhe ein Kaffee getrunken. Vormittags kommen zu uns viele ältere Damen, zwischendurch stehen auch Herrenschnitte an. Nachmittags ist häufig mehr los. Vor allem gegen Abend, wenn viele Feierabend haben. Bei uns wird bis 18 oder 19 Uhr gearbeitet. Natürlich gibt es Pausen dazwischen. Die meisten Friseure öffnen auch samstags. Als Ausgleich ist der Montag traditionell frei.

Hat der Beruf Zukunft?

Auf jeden Fall. In unserem Handwerk werden gute Leute immer gebraucht. Jeder möchte schön aussehen, der Wunsch nach Perfektion wächst. Die individuelle Beratung und die kreative Arbeit am Haar können zumindest bis jetzt nicht durch Maschinen ersetzt werden. Die Kunden lieben den persönlichen Kontakt. "Me-Time", sich Zeit für sich zu nehmen, wird immer wichtiger. Der Friseursalon ist für viele auch ein Ort der Entspannung.

Drei Antworten von...

...Stefanie Bitter, Obermeisterin der Friseur-Innung Soest-Lippstadt

Stefanie Bitter, Obermeisterin der Friseur-Innung Soest-Lippstadt

1. Wie wichtig ist es für Ihr Gewerk, dass Menschen mit verschiedenen persönlichen und beruflichen Hintergründen im Handwerk ein "Zuhause" finden?

Für mich als Friseurmeisterin ist das enorm wichtig! Unser Handwerk lebt von Vielfalt – sowohl in Bezug auf unsere Kunden als auch auf unser Team. Menschen aus verschiedenen Nationen, mit unterschiedlichen Lebenserfahrungen und Bildungswegen bringen neue Ideen, Kreativität und frischen Wind in den Salon. Außerdem hilft uns diese Offenheit, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Wer mit Leidenschaft dabei ist, kann sich in unserem Handwerk immer weiterentwickeln und ein berufliches „Zuhause“ finden.

2. Nicht nur die Menschen, sondern das Handwerk selbst ist vielfältig. Wie erleben Sie diese Vielfalt in Ihrem Gewerk?

Jeder Tag in meinem Beruf ist anders! Wir arbeiten mit Menschen, die ganz unterschiedliche Wünsche haben – vom klassischen Haarschnitt bis zu ausgefallenen Farbtechniken. Außerdem gibt es immer neue Trends, Produkte und Techniken, die unser Handwerk weiterentwickeln. Diese Vielfalt macht den Beruf so spannend und kreativ. Man bleibt nie stehen, sondern lernt immer wieder etwas Neues.

3. Wie sehen die Entwicklungsmöglichkeiten für junge Menschen in Ihrem Gewerk aus?

Die Möglichkeiten sind vielfältig! Nach der Ausbildung kann man sich in verschiedenen Bereichen spezialisieren, etwa in Coloration, Hochsteckfrisuren oder sogar im Bereich Maskenbildnerei. Zudem gibt es die Möglichkeit, den Meister zu machen und einen eigenen Salon zu eröffnen. Wer sich noch weiterbilden möchte, kann Betriebswirt im Handwerk werden oder sogar ein Studium in Richtung Management oder Kosmetik anschließen. In unserem Beruf ist also viel mehr möglich, als viele denken!

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