Wenn man Michael Sudermann bei seiner Arbeit über die Schulter schaut, merkt man schnell – hier hat jemand mächtig Spaß. Und dass, obwohl er eher durch Zufall zu seiner jetzigen Tätigkeit kam. Der 20-Jährige absolviert eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker bei „Autohaus Reckhaus“. Das familiengeführte Unternehmen mit Niederlassungen in Langenberg und Erwitte bildet derzeit sechs junge Menschen zu Kfz-Profis aus.

„Ab 1. August sind es sieben. Denn dann fängt eine junge Frau hier ihre Ausbildung an“, erzählt Kfz-Meister und Ausbilder Denny Kreuzmüller. Was sie und alle interessierten jungen Menschen im Kfz-Handwerk erwartet, erzählten uns Michael Sudermann und Denny Kreuzmüller im Gespräch:

Warum haben Sie sich für eine Ausbildung als Kfz-Mechatroniker entschieden?

Michael Sudermann: Ehrlich gesagt, war diese Ausbildung nicht meine erste Wahl. Nach dem Abitur wollte ich ursprünglich ein duales Studium bei der Polizei machen. Doch die nehmen niemand mit Zahnspange – ich hatte eine. Also habe ich zunächst zur Überbrückung ein Jahr im Bundesfreiwilligendienst absolviert. Als das Jahr rum war, saß die Spange immer noch drin. Ich dachte mir, ein weiteres Jahr in Wartestellung zu verbringen, macht wenig Sinn, und entschied mich zu einer Ausbildung als Kfz-Mechatroniker. Warum? Für diesen Bereich habe ich mich schon immer interessiert. Und inzwischen muss ich wirklich sagen, dass es gut ist, dass sich alles so entwickelt hat. Der Weg zum Polizeistudium wäre zwar nun frei – denn die Spange ist weg. Aber ich werde in der Kfz-Branche bleiben, da mir die Arbeit sehr gefällt.

Denny Kreuzmüller: Generell kann man sagen, dass sich erfreulicherweise viele junge Menschen für eine Ausbildung als Kfz-Mechatroniker/in interessieren. Die Ausbildungscentren kommen kaum hinterher und an den Schulen müssen sogar weitere Ausbilder eingestellt werden. Vielleicht liegt es daran, dass Berufe im Handwerk wieder mehr wertgeschätzt werden – auch in unserer Branche. Der Grundgedanke „viel Öl, viel Dreck, man macht sich schmutzig“ ist nicht mehr da. Tatsächlich hat sich der Beruf des Kfz-Mechatronikers ebenso geändert wie die Technik. Die fortschreitende Digitalisierung der Arbeits- und Berufswelt bringt neue Aufgabenfelder und Anforderungsprofile und bietet die Chance, sich mit den verschiedensten Technologien zu befassen. Die Fortschreitung der Innovation ist faszinierend. Erneuerbare Energien, egal ob Wasserstoff- oder Elektromobilität sind ein ganz großes Thema. Es geht darum, Nachhaltigkeit zu fördern.

Ein gründlicher Check mit geübten Augen. Dabei ist die Fortschreitung der Innovation in der Kfz-Branche gewaltig. Der Beruf ändert sich ebenso wie die Technik.
Ein gründlicher Check mit geübten Augen. Dabei ist die Fortschreitung der Innovation in der Kfz-Branche gewaltig. Der Beruf ändert sich ebenso wie die Technik. (Foto: Karin Cordes)

Wie sieht denn ein typischer Arbeitsalltag aus?

Michael Sudermann: Der ist vor allen Dingen sehr abwechslungsreich. Dabei gibt es natürlich typische Aufgaben, die immer wieder vorkommen. Beispielsweise Ölwechsel, Inspektionen oder Getriebearbeiten. Die Tätigkeiten sind so unterschiedlich wie die Technologien. Gerade das macht die Ausbildung so interessant. Wobei ich sagen muss, dass man oft im Team arbeitet, auch das macht mir Spaß. Doch eine Aufgabe erledige ich besonders gerne – und zwar das Nachrüsten von Anhängerkupplungen.

Was sind denn gute Voraussetzungen, wenn man den Beruf lernen will?

Denny Kreuzmüller: Zunächst möchte ich sagen, dass der Beruf heutzutage auch für Mädchen geeignet ist. Was das Heben von Lasten angeht, ist nämlich bei 25 Kilo Schluss und natürlich gibt es jede Menge Hilfsgeräte, die solche körperlichen Arbeiten erleichtern. Abgesehen davon, sollte man über technisches Verständnis verfügen und generell Interesse an modernen Technologien haben. Das ist wichtig. Ebenso wie Teamfähigkeit. Und was die schulische Grundbildung angeht … – gute Leistungen in Mathe, Chemie und Physik sind von Vorteil. Ebenso wie Englischkenntnisse- die Anleitungen internationaler Modelle muss man schließlich verstehen. Die Ausbildung dauert in der Regel dreieinhalb Jahre, kann aber bei guten schulischen Leistungen verkürzt werden.

Michael Sudermann: Auch ich möchte gerne auf drei Jahre verkürzen. Doch bis zum Abschluss dauert es noch eine Weile.  Erstmal steht ein besonderes Projekt an, auf dass ich mich sehr freue. So bietet das Lippekolleg im Rahmen der Ausbildung einen „Schüler-Austausch“ an. Zusammen mit fünf weiteren Auszubildenen werde ich ab September für drei Wochen in einer Werkstatt in Irland tätig sein. Hauptsächlich möchte ich dadurch mein Englisch verbessern.

Denny Kreuzmüller: Es ist das erste Mal, dass einer unserer Auszubildenden bei diesem Austausch mitmacht. Aber wie schon gesagt, gute Englischkenntnisse sind in unserem Beruf durchaus von Vorteil.

KFZ Mechatroniker Lippstadt
Michael Sudermann ist fasziniert von der Vielseitigkeit seines Berufes. Jeden Tag erwarten ihn neue Aufgaben und Herausforderungen. Foto: Karin Cordes

Wie sieht es überhaupt mit Fort- und Weiterbildungen aus?

Denny Kreuzmüller: Seitens der Hersteller gibt es zahlreiche Fortbildungen. Das ist auch sehr sinnvoll. Denn als Kfz-Mechatroniker muss man immer auf dem neuesten Stand sein.  Außerdem kann man sich nach der Ausbildung spezialisieren, etwa in den Bereichen Airbag oder Klimaanlagen. Für bestimmte Aufgaben braucht man einen Berechtigungsschein, um diese fachgerecht ausüben zu können. Ein großes Thema ist die Hochvolttechnik. Natürlich kann man auch seinen Meister machen oder aber nach der Ausbildung studieren, beispielsweise in die Richtung Kraftfahrzeugtechnik oder Mechatronik. Möchte man mehr ins Controlling gehen, gibt es die Möglichkeit den Betriebswirt zu machen.

Hat der Beruf Ihrer Meinung nach eine Zukunft?

Denny Kreuzmüller: Absolut! Fachkräfte sind gefragte Leute und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Die handwerklichen Arbeiten lassen sich von keiner Maschine durchführen. Und gerade, wenn es um Nachhaltigkeit und Klimaschutz geht, ist unsere Branche mehr denn je gefragt. Denn es läuft darauf hinaus, dass alternative Energien, synthetische Kraftstoffe immer mehr werden. In diesem Handwerk gibt es auch langfristig viele Herausforderungen zu meistern.

Drei Antworten von...

...Frank Fahnemann, Obermeister der Innung für Kraftfahrzeugtechnik und Mechanik Soest-Lippstadt

Obermeister KFZ Fahnemann

1. Ich bin Handwerker geworden, weil …
… bei uns kein Tag wie der andere ist. Jeden Tag gibt es etwas Neues zu schaffen.

2. Mein Lieblingswerkzeug ist …
… meine Hände.

3. Was ist das Einzigartige an Ihrem Handwerk?
Die enorme Vielfalt. Im Kfz-Handwerk sind die Themen Mechanik, Elektrik, Hydraulik und im Rahmen der Diagnostik auch IT sowie Entwicklung und Mobilität vereint.

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