Raumausstatter,
Sattler und Schneider

von Gabi Bender

Wie kreativ Carina Schnettler ist und was sie in ihrer Ausbildung zur Raumgestalterin bereits gelernt hat, sehen ihre Eltern künftig jeden Morgen, wenn sie zum Fenster schauen. Denn dieses wird bald eingerahmt sein von einer gerafften Gardine mit eingenähtem Kräuselband und elegantem Faltenwurf. Den oberen Abschluss bildet ein dekorativer, zwei Meter breiter Querbehang, für den die 22-Jährige sechs Meter Stoff verarbeitet hat.

„Die Gardinen habe ich während meines ersten Blocks der überbetrieblichen Ausbildung genäht“, berichtet die angehende Raumausstatterin stolz. „Ich interessiere mich schon lange fürs Nähen und habe mich daher sehr gefreut, dass ich mich in diesen zwei Wochen langsam rantasten konnte.“ Eine eigene Nähmaschine hat Carina Schnettler mittlerweile auch schon – ein Geschenk des Vaters.

Mit einer Heftklammerentfernzange entfernt die Auszubildende Carina Schnettler die Klammern aus einem Einlegerahmen für einen Stuhl, der ein neues Polster erhalten soll. Foto: Gabi Bender

Insgesamt hat die 22-Jährige fünf, jeweils zweiwöchige Blöcke, die sie am Handwerkskammer Bildungszentrum (HBZ) in Münster absolviert. Auch wenn sie in den ersten zwei Wochen schon ihre erste Gardine genäht hat, dient dieser Block als Einführung in die sogenannte Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung (ÜLU), wie dieser Teil der dualen Ausbildung zum Raumausstatter offiziell heißt. Die weiteren vier Blöcke sind reine Themenblöcke, in denen die vier Bereiche Wand, Boden, Gardine und Polster im Mittelpunkt stehen. Dadurch bekommen angehende Raumausstatter, in deren Ausbildungsbetrieben einzelne Bereiche nicht abgedeckt werden, die Möglichkeit, die komplette Bandbreite des Berufs kennenzulernen.

Diese bietet Michael Richter seinen Auszubildenden von vornherein, denn der Inhaber von Pohle Raumgestaltung hat sich als Allrounder etabliert. „Mich hat schon immer die Vielseitigkeit meines Berufs fasziniert“, sagt der Raumausstattermeister. Hochwertige Gardinen- und Dekorationslösungen in modernen Farben und Formen sind der Schwerpunkt des Soester Betriebs. Aber auch funktionale Wandgestaltungen zur Verbesserung der Raumakustik gehören zum Angebot – ebenso wie komfortabel und stufenlos einstellbare Sonnensegel mit einer Fläche von bis zu 110 Quadratmetern.

„Ich schätze die Vielfalt, die ich in meinem Ausbildungsbetrieb habe und auch die Arbeit mit den Sonnensegeln macht mir sehr viel Spaß, denn die Montage vor Ort ist jedes Mal anders“, erzählt Carina Schnettler. „Jedes unserer Sonnensegel ist maßgefertigt und daher ein Einzelstück“, so Michael Richter. „Hinzukommt, dass jedes Haus anders ist und daher auch verschiedene Befestigungsmöglichkeit und Trägersysteme zum Einsatz kommen.“ Bei der Montage vor Ort hilft die 22-Jährige fleißig mit, denn so oft es geht, fährt sie morgens mit zu den Kunden, zu denen Privatleute ebenso gehören wie Unternehmen und Institutionen.

Auf der Rasenfläche vor der Ausstellung von Pohle Raumgestaltung im Soester Gewerbegebiet Wasserfuhr montiert Carina Schnettler den Träger für den Droppole eines Sonnensegels. Foto: Gabi Bender

Montags und dienstags muss Michael Richter allerdings auf den Raumausstatter-Nachwuchs verzichten, denn an diesen beiden Tagen steht die schulische Ausbildung auf dem Programm. „Dort haben wir neben Fächern wie Deutsch, Wirtschaft und Politik hauptsächlich Fachkunde. Im Unterricht lernen wir beispielsweise, wie wir Flächen und Zugaben berechnen, wie ein Stoff aufgebaut ist und wie man ihn richtig zuschneidet, was es beim Polstern zu beachten gibt, welche weiteren Textilien wir als Raumausstatter kennen müssen, welche Holzarten bei Sitzmöbeln hauptsächlich eingesetzt werden und wie sich diese unterscheiden.“ Auch die vielfältigen Möglichkeiten, einen Boden zu belegen, wird in der Berufsschule durchgenommen.

Dem Thema Designbodenbeläge, Teppiche und Teppichböden widmet sich die Ausstellung von Pohle Raumgestaltung ausführlich in der zweiten Etage. „Bei uns werden Teppichböden auf Wunsch auch verspannt“, verrät Inhaber Michael Richter. „Dafür setzen wir im Raum rundum Nagelleisten auf, fügen zwischen den Leisten eine Filzunterlage ein und befestigen darauf den Teppichboden mit Hebelspannern. Dadurch hat man einen deutlich höheren Trittkomfort und kann den Teppich nach ein paar Jahren bequem tauschen, wenn man einen neuen Teppichboden haben möchte.“ Die Erstanschaffung ist bei dieser Variante zwar höher, sie bietet aber mehr Flexibilität und einen hohen Komfort und kommt gänzlich ohne Kleber aus.

Auch das Erdgeschoss der lichtdurchfluteten Ausstellung mit Galerie im Gewerbegebiet Wasserfuhr im Soester Osten bietet reichlich Inspirationsquellen. Anfang des Jahres sind die beiden Inhaber von Pohle Raumgestaltung, Janina und Michael Richter, für den innovativen Neubau mit dem Heimtex Star einer renommierten Fachzeitschrift ausgezeichnet worden. Nicht nur für Kunden, sondern auch für Nachwuchshandwerker, die sich für den Beruf des Raumausstatters interessieren, ist sie eine sehr gute Anlaufstelle. Denn dort können sie direkt sehen, wie vielfältig der Beruf des Raumausstatters ist. Außerdem können sie sich bewerben, denn für dieses Jahr ist bei Pohle Raumgestaltung noch ein Azubi-Platz frei.