Seit es Bauten aus dem mineralischen Naturmaterial gibt, gibt es den Beruf des Steinmetzes. Wenn man so will, schon seit der Altsteinzeit – in Höhlen an der Dordogne fanden Archäologen Halbreliefs von Tieren.
Ein Tier wählte auch Dominik Hensa für sein Gesellenstück. Aus Sandstein meißelte der ehemalige Auszubildende des Hammer Betriebs Natursteinhandel R. Wöhrle eine Stele. Der stilisierte Baum trägt zwei Eulen.
Die figürliche Abschlussarbeit steht auch für seinen Ausbildungszweig Steinbildhauer. Im letzten Lehrjahr muss sich ein Auszubildender entscheiden, ob er Steinbildhauer oder klassischer Steinmetz werden möchte. Letzterer beschäftigt sich heute mit Bodenbelägen, Treppen und profilierten Fassadenstücken aus Stein – das Team des mittlerweile 121 Jahre alten Traditionsbetriebes an der Münsterstraße 167 gestaltet hingegen Grabmäler.
Trotz Maschinen noch viel Handarbeit
„Der Beruf ist sehr vielseitig“, beschreibt Ausbilderin Daniela Clever ihre Arbeit. „Dem Kundengespräch folgt der Entwurf, dann das Angebot und schließlich die Produktion“, erläutert die Meisterin. Trotz des Einsatzes von Computern für die Entwurfszeichnungen oder das Erstellen von Schriftschablonen sowie von Sandstrahl- und Fräsmaschinen ist immer noch vieles Handarbeit. Hauptarbeitsmittel ist der Meißel, geschlagen mit dem Knüpfel oder mithilfe von Pressluft bewegt.

„Ich wollte etwas im Handwerk machen, und ich bin ein Kraftmensch„, erinnert sich Dominik Hensa an seine Berufswahl. „Stücke aus einem Steinblock heraus zu schlagen, das hatte was.“ Maurer war eine weitere Option nach der Mittleren Reife. Das Praktikum an der Münsterstraße gab dann den Ausschlag zugunsten von Wöhrle. Gerade meißelt der 24-Jährige eine Nachbeschriftung in einen älteren Grabstein. Eher Fein- als Kraftarbeit, ein gutes Auge und Gefühl sind dabei gefragt. „Heute wird die Schrift meist mit Sandstrahltechnik eingefräst“, erklärt Daniela Clever, „aber Nachbeschriftungen älterer Steine müssen noch in der herkömmlichen Art und Weise mit Schrifthammer und Meißel eingehauen werden, diese Vertiefungen haben dann die typische Dreiecksform“. Eine zum Stein passende Farbe hebt den Text schließlich heraus.
Schleifen und Polieren als „entspannte Tätigkeit“
Die 45-jährige Daniela Clever machte ihren Meister bereits 2006. Vor zwei Jahren ließ sie eine Fortbildung zur Restauratorin im Steinmetzhandwerk folgen. Sinnvoll, denn an vielen historischen Grabstätten, Denkmälern und Ehrenmälern nagt der Zahn der Zeit. „Da sind mal Reinigungsarbeiten nötig, mal das Erneuern von Fugen, das Beseitigen von Fehlstellen im Sandstein oder der komplette Abbau von Gräbern. Wir haben zum Beispiel das historische Grab von Schulze-Pelkum auf dem Ostenfriedhof restauriert, das Fundament erneuert, das Mosaik stabilisiert“, erzählt die Steinmetzin. „Augenblicklich restaurieren wir die Kriegsdenkmäler auf dem Südenfriedhof, direkt vor Ort, auf dem Boden liegend. Die Steine für die zivilen Opfer, Soldaten und Zwangsarbeiter sind ja recht niedrig.“

Der Hauptgeschäftszweig von Wöhrle sind aber Grabmale, ob große, moderne Plattengräber oder stehende Steine. „Ich persönlich mag es am liebsten, Grabmale oder Skulpturen aus einem Rohblock herauszuarbeiten“, sagt Daniela Clever. Ihr ehemaliger Auszubildender und jetziger Mitarbeiter schätzt hingegen das Schleifen und Polieren als entspannende Tätigkeit. Die persönlichen Vorlieben sind eben genauso vielfältig wie der Beruf des Steinmetzes selbst.
Mehr über das Betrieb: grabmale-woehrle.de