Bad Waldliesborn. Das Unternehmen Hammelbeck - Möbel & Innenausbau wurde vor zehn Jahren von Julian Hammelbeck gegründet. Der innovative Tischlereibetrieb ist in einer lichtdurchfluteten, großzügigen Fertigungshalle mit modernsten Maschinen am Lambertweg 19 untergebracht.  Vom maßgeschneiderten  Innenausbau bis zur Anfertigung individueller Möbelkonzepte bietet der 33-jährige Inhaber gemeinsam mit seinem  sechsköpfigen Mitarbeiter-Team eine große Bandbreite.

Wie ist in Ihnen der Wunsch, Tischler zu werden, entstanden?

Schon als Kind hat mich alles Handwerkliche sehr interessiert. Ich hatte schon da „ein Händchen“ dafür. In unserer Familie wurde immer vieles selbst gemacht. Auf unserem Hof fiel ständig etwas an. Häufig war ich auch in der kleinen Tischlerei-Werkstatt, die sich mein Großvater eingerichtet hatte. Dieser besaß tatsächlich genau dort, wo ich jetzt mein Unternehmen betreibe, vor vielen Jahrzehnten ebenfalls eine Tischlerei. Nach dem Gymnasium habe ich eine Ausbildung bei dem Betrieb Schuster-Innenausbau in Geseke absolviert. Dem Gesellenjahr folgten ein Studium zum Gestalter im Handwerk in Münster und danach der Besuch der Tischer-Meisterschule.  

Was macht Ihr Handwerk zu einem Traumberuf?

Der Beruf des Tischlers ist ausgesprochen vielfältig. Es fallen unterschiedliche Projekte an, man kann beim Möbelbau seine Kreativität einsetzen. Allein die Bandbreite der Materialien ist spannend. Man arbeitet mit Massivholz, mit dekorativen Plattenwerkstoffen, Materialen wie Spiegel, Glas oder Metall. Hinzu kommt der Einbau von Licht-Design im Möbel. All das erfordert auch ein gewisses Know-how.   

Tischlerfachkraft Jonas Höer beim Zuschneiden an einer Formatkreissäge (Foto: Helga Wissing)
Tischlerfachkraft Jonas Höer beim Zuschneiden an einer Formatkreissäge (Foto: Helga Wissing)

Was sollten junge Menschen mitbringen, die sich für den Beruf interessieren?

In unserem Unternehmen haben wir derzeit zwei Auszubildende, einen im ersten und einen im dritten Lehrjahr. Da wir mit sechs Mitarbeitern ein relativ kleines Team sind,  lege ich besonderen Wert auf eine gute Sozialkompetenz. Interesse am Handwerk setze ich voraus. Der Schulabschluss ist mir nicht so wichtig, aber ein guter Notendurchschnitt  sollte schon da sein. Meiner Meinung nach spiegelt sich eine gewisse  Leistungsbereitschaft und Reife bereits in den Noten wider. Körperlich fit sollte man auch sein, neben der Möbelanfertigung führen wir natürlich auch Innenausbauarbeiten, wie Trockenbau oder Parkettbodenverlegung, aus. In einem mehrtägigen Praktikum kann man gut herausfinden, ob der Beruf der richtige ist.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?

Bei uns beginnt der Arbeitstag um 7 Uhr. Es wird über anstehende Projekte gesprochen, die mal im Team, mal einzeln ausgeführt werden. Die Tätigkeiten fallen sowohl in der Tischlerei als auch auf der Baustelle an. Wir haben eine Fünf-Tage-Woche.

Gibt es gute Weiterbildungsmöglichkeiten?

Die beginnen bei uns schon in der Ausbildung. Beispielsweise eine Schulung, die befähigt, eigene Zeichnungen  anzufertigen. Aber auch Schulungen im Bereich CNC-Maschinen. Man kann den Stapler- und Anhängerschein machen. Nach der Ausbildung die Meister- oder die Technikerschule besuchen oder den Weg eines Studiums in den Bereichen Holztechnik oder Design einschlagen.

Mitarbeiter Jonas Höer und Geschäftsführer Julian Hammelbeck (v.l.) beim Planungsgespräch für einen Möbelauftrag. (Foto: Helga Wissing)
Mitarbeiter Jonas Höer und Geschäftsführer Julian Hammelbeck (v.l.) beim Planungsgespräch für einen Möbelauftrag. (Foto: Helga Wissing)

Wie schätzen Sie generell die Zukunft des Tischlerhandwerks ein?

Grundsätzlich sehe ich die positiv. Obwohl gerade viele Betriebe schließen, gibt es aber auch immer wieder junge Tischler, die ein Unternehmen übernehmen oder neu starten. In der Zukunft wird vor allem das Renovieren ein großes Thema bleiben. Dabei ist hochwertiger Innenausbau nach wie vor gefragt. Wenn man fürs Handwerk brennt, kann man einen tollen Job und eine spannende Karriere machen.

Drei Antworten von...

...Christian Schuster, Obermeister der Tischler-Innung Soest-Lippstadt

Obermeister Christian Schuster

1. Wie wichtig ist es für Ihr Gewerk, dass Menschen mit verschiedenen persönlichen und beruflichen Hintergründen im Handwerk ein „Zuhause“ finden?

Das Tischlerhandwerk bietet Platz für viele Wege – was zählt, ist der Wille zu arbeiten, Verantwortung zu übernehmen und stolz auf das zu sein, was man erschafft. Wir suchen keine Tagträumer, sondern Menschen mit Haltung und Handwerksehre. Wer gerne zupackt und etwas Echtes schaffen will, findet bei uns nicht nur eine Heimat, sondern auch täglich Bestätigung. Tischlerarbeit ist ehrlich, wertvoll – und vor allem gesellschaftlich relevant.

2. Nicht nur die Menschen, sondern das Handwerk selbst ist vielfältig. Wie erleben Sie diese Vielfalt in Ihrem Gewerk?

Bei uns Tischlern gehen Kreativität und Verantwortung Hand in Hand. Kein Projekt gleicht dem anderen: mal geht es um Möbel mit architektonischem Anspruch, mal um funktionale Lösungen für Kitas, Praxen oder ganze Wohnkonzepte. Die Vielfalt reicht von High-End-Oberflächen bis zu robusten Werkstücken für den Alltag. Was uns eint: Wir denken mit und vor allem voraus – und bringen jedes Projekt konsequent zu einem greifbaren Ergebnis. Denn am Ende zählt nicht der Entwurf, sondern das, was tatsächlich gebaut wird – präzise, hochwertig und langlebig.

3. Wie sehen die Entwicklungsmöglichkeiten für junge Menschen in Ihrem Gewerk aus?

Ein abgeschlossener Tischlerberuf öffnet viele Türen – national und international. Unsere Gesellen sind weltweit gefragt. Viele finden ihr Glück – völlig zurecht – schon als Geselle, mitten im Beruf, mit klarer Perspektive und echtem Handwerk unter den Händen. Für alle, die weiterwollen, ist der Weg nicht zu Ende – ob Richtung Meistertitel, Techniker, Gestaltung oder Betriebswirtschaft: Die Optionen sind vielfältig.

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