Work & Travel vor der Ausbildung statt Wanderjahre nach der Ausbildung – mit seinem Abitur wollte Finley Seck erst einmal raus aus der elterlichen Komfortzone, seinen Horizont erweitern und dabei noch etwas von der Welt sehen. Daher entschied sich der 20-Jährige, für ein Jahr nach Australien zu reisen.

"Ich habe zunächst zwei Monate auf einer Baustelle in Sydney gearbeitet, wo wir ein Haus komplett restauriert haben." Nach Abschluss dieses Projektes musste er sich neue Arbeit suchen und landete bei einem Garten- und Landschaftsbaubetrieb. Da auch dieser in Sydney ansässig war, beschränkte sich das Reisen allerdings darauf, jeden Morgen zu einem anderen Garten zu fahren.

Dass es für ihn nach dem Auslandsaufenthalt auf jeden Fall ins Handwerk geht, war klar. Auch der Beruf stand für den Soester schnell fest. "Ich wollte Zimmerer werden, weil das der Tätigkeit, die ich am Anfang in Australien gemacht habe, am nächsten kommt und mir diese so viel Spaß gemacht hat." Auch seine Eltern waren begeistert. "Endlich wieder ein Handwerker in der Familie", war die Reaktion seines Vaters. Denn auch der Opa von Finley war Schreiner.

Finley Seck - Ausbildung zum Zimmerer 2025
Mit dem Akkuschrauber montiert Finley Seck, Azubi im ersten Lehrjahr, eine Seitenwand für ein Bürogebäude. Foto: Gabi Bender

Sein Traum wäre es, sich später in Australien selbstständig zu machen. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, denn derzeit befindet sich der Soester im ersten Lehrjahr zum Zimmerer. In seinem Ausbildungsbetrieb materio im Industriegebiet Soest-Ost ist er daher eher selten anzutreffen. "Aktuell bin ich in etwa zu gleichen Teilen im Betrieb, in der Berufsschule und in der überbetrieblichen Ausbildung, die im BBZ in Soest stattfindet."

Dort stehen zunächst die Grundlagen dieses Traditionshandwerks auf dem Programm. "Fürs erste Lehrjahr reichen Japansäge, Stemmeisen und Hammer", erklärt Joey Schumacher, der seine Ausbildung zum Zimmerer bei materio 2021 erfolgreich abgeschlossen hat, aber sich noch sehr gut an diese Zeit erinnern kann. Mittlerweile ist er Vorarbeiter und bedient in der rund 2.000 Quadratmeter großen Produktionshalle des Soester Holzbau-Unternehmens modernste Maschinen wie eine CNC-gesteuerte Multifunktionsbrücke, mit der sich alle Arbeiten an der Beplankung von Elementen in Holzrahmenbauweise automatisiert durchführen lassen.

"Was wir in der Überbetrieblichen lernen, ist die Basis und die ist super wichtig", sagt Finley Seck. Dabei trainiert der Nachwuchs zunächst, von Hand gerade und anschließend schräg zu sägen. Später bauen die Azubis im ersten Lehrjahr Dächer im Kleinformat und stellen verschiedene Giebelkonstruktionen her. Im zweiten Lehrjahr ist der Nachwuchs rund die Hälfte der Zeit im Ausbildungsbetrieb und im dritten Lehrjahr sogar fast ausschließlich.

Joey Schumacher und Finley Seck - Ausbildung zum Zimmerer 2025
Maschinenbediener Joey Schumacher (links), der seine Ausbildung bei materio 2021 erfolgreich abgeschlossen hat, erklärt Finley Seck, wie der die CNC-gesteuerte Multifunktionsbrücke richtig programmiert. Foto: Gabi Bender

Dann wird Finley Seck noch mehr eingebunden in die vielfältigen Projekte von materio, was übersetzt "aus Holz gebaut" bedeutet. Dazu gehören auch immer wieder Kindertagesstätten. "In den vergangenen neun Jahren haben wir 52 Kitas aufgestellt", erinnert sich Rolf Schottmüller, der das Unternehmen gemeinsam mit Johannes Berger und Marcus Ricke leitet. "Es gab Zeiten, in denen wir alle vier Wochen eine Kita aufgestellt haben." In der vergangenen Woche durfte sich das Team von materio dagegen über eine Premiere freuen, denn am Freitag fand in Möhnesee die Schlüsselübergabe für die erste Feuerwache statt, die der Ausbildungsbetrieb zu verantworten hat.

Obwohl jedes neue Projekt andere Herausforderungen mit sich bringt, gibt es Eigenschaften und Fähigkeiten, die bei jedem Auftrag gefragt sind. "Wer sich für den Beruf des Zimmerers interessiert, sollte Durchhaltevermögen und räumliches Denken mitbringen, die Grundrechenarten können und gut in Geometrie sein", sagt Joey Schumacher. "Außerdem sollte er und das ist für mich die wichtigste Voraussetzung", ergänzt Finley Seck, "gerne mit Holz arbeiten."

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