„Jeder möchte schön aussehen“
Autor: Helga Wissing
Seit fast 15 Jahren wird im Haus der Schönheit in Anröchte Pflege von Kopf bis Fuß angeboten. Friseurmeisterin Jenny Weweler ist Betriebsleiterin des Salons an der Berhorststraße. Inhaberin ist ihre Mutter Inna Dick, die für den Bereich Nageldesign und medizinische Fußpflege zuständig ist. Deren Schwester Lydia Schmidt kümmert sich als Fachkosmetikerin um die Hautpflege der Kundschaft. Gegründet wurde das Unternehmen von Natalia Moll, einer weiteren Tante von Jenny Weweler. Ein richtiges Familienunternehmen also, bei dem alle mit Leidenschaft bei der Sache sind. Das gemeinsame Ziel: Die Kundschaft soll das Haus mit dem Gefühl verlassen, etwas Gutes für sich getan zu haben. Jenny Weweler kümmert sich dabei in erster Linie um das Haar der Kundschaft.
Firmeninhaberin Inna Dick ist nicht nur für Nageldesign und Fußpflege zuständig, sondern übernimmt gern auch mal die Rezeption. Foto: Helga Wissing
Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?
Das hatte ich eigentlich gar nicht geplant. Kurz vor dem Abitur wusste ich immer noch nicht, was ich machen wollte. Weil ich immer schon sehr kreativ war und beispielsweise gern fantasievolle Frauenporträts mit besonderen Frisuren gemalt habe, schlug mir mein Vater vor, doch eine Friseurausbildung in unserem Unternehmen zu machen. In den Ferien habe ich dann erst einmal im Salon gejobbt und es hat mir Spaß gemacht. Ich habe mich von der Schule abgemeldet und einen Ausbildungsvertrag unterschrieben.
Was ist das Besondere an diesem Beruf?
Für mich ist es vor allem die Möglichkeit, optisch das Schönste aus einem Menschen herauszuholen. Eigentlich ist jeder Mensch auf seine Art schön, das gilt es hervorzuheben. Und „schön“ bedeutet ja auch für jeden etwas anderes. Die Haare sind der Rahmen fürs Gesicht. Mit Frisur und Farbe kann man die Persönlichkeit wunderbar unterstreichen. In diesem Beruf hat man außerdem täglich Kontakt zu verschiedenen Menschen. Neben dem Handwerklichen ist er auch sehr kreativ.
Welche Voraussetzungen sollte man für die Ausbildung mitbringen?
Wir wünschen uns bei unseren Auszubildenden einen Realschulabschluss. Einfach deshalb, weil mit dem höheren Schulabschluss auch eine bessere Allgemeinbildung einhergeht und wir als mittelständisches Familienunternehmen gewisse Standards erfüllen möchten. Im Friseurberuf sollte man unter anderem Kenntnisse in Chemie haben, um beispielsweise zu verstehen, wie Farben funktionieren oder wie eine Dauerwellflüssigkeit reagiert. Mathematik kann auch nicht schaden, damit man Prozente im Kopf rechnen kann. Kommunikativ sollte man sein, weil man ja, wie schon gesagt, ständig mit Menschen zu tun hat. Körperliche Belastbarkeit gehört ebenfalls dazu, weil man ja den ganzen Tag überwiegend steht.
Die Auszubildende Lara Kamal (20) ist im dritten Ausbildungsjahr und bereitet hier gerade eine Kopfwäsche vor. Foto: Helga Wissing
Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es?
Im Beruf selbst bieten die Fachfirmen regelmäßig Seminare an. Beispielsweise zu neuen Färbetechniken. Es gibt auch Fortbildungen von der Handwerkskammer. Wie in jedem Handwerksberuf kann man die Meisterschule besuchen. Schon die abgeschlossene Berufsausbildung kommt dem Fachabitur gleich. Mit der bestandenen Meisterprüfung hat man den Bachelor, in diesem Fall den Bachelor professional. Man kann aber auch Betriebswirt werden. Oder Stylist, Make-up-Artist und Maskenbildner. Ich kenne Kollegen, die Berufsschullehrer geworden sind. Es gibt viele Möglichkeit für eine Karriere in diesem Handwerk.
Ist der Beruf für beide Geschlechter gut geeignet?
Meiner Meinung nach gibt es in kaum einem anderen Handwerksberuf mehr Gleichberechtigung als in unserem. Die Aufstiegschancen sind gleich, ebenso wie die Bezahlung. Bei vielen ist das Thema Mutter zu sein oder zu werden, ein Karrierehindernis. Bei uns nicht. Es gibt verschiedene flexible Arbeitszeitmodelle, die sich gut mit der Familie vereinbaren lassen. Was die männlichen Kollegen betrifft, habe ich mit diesen nur gute Erfahrungen gemacht. Viele Frauen lassen sich übrigens besonders gerne von Friseuren die Haare machen. Vielleicht, weil Männer noch einmal einen anderen Blick haben. Grundsätzlich ist der Beruf für beide Geschlechter gleich gut geeignet.
Jenny Weweler übt ihren Beruf mit viel Leidenschaft aus. Sie hat vor vier Jahren ihren Meisterbrief erhalten. Foto: Helga Wissing
Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?
Wir fangen um 8.30 Uhr an. Es wird erst einmal alles vorbereitet, das Handwerkszeug zurechtgelegt und in Ruhe ein Kaffee getrunken. Vormittags kommen zu uns viele ältere Damen, zwischendurch stehen auch Herrenschnitte an. Nachmittags ist häufig mehr los. Vor allem gegen Abend, wenn viele schon Feierabend haben. Bei uns wird bis 18 oder 19 Uhr gearbeitet. Natürlich gibt es Pausen dazwischen. Die meisten Friseure öffnen auch samstags. Als Ausgleich ist aber der Montag traditionell frei.
Hat der Beruf Zukunft?
Definitiv ja. Auch in unserem Handwerk werden gute Leute immer gebraucht. Jeder möchte schön aussehen, der Wunsch nach Perfektion wächst. Die individuelle Beratung und die kreative Arbeit am Haar können zumindest bis jetzt nicht durch Maschinen ersetzt werden. Die Kunden lieben den persönlichen Kontakt. „Me-Time“, sich Zeit für sich zu nehmen, wird immer wichtiger. Der Friseursalon ist für viele auch ein Ort der Entspannung.
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1. Was ist für Sie das Beste an Ihrem Handwerk?
Für mich ist es die Möglichkeit, Kreativität und handwerkliches Können zu verbinden, um das Selbstbewusstsein und Wohlbefinden meiner Kunden zu steigern. Jeder Kunde hat einzigartige Wünsche und Bedürfnisse. Es ist erfüllend, individuelle Lösungen zu finden und umzusetzen. Außerdem schätze ich die zwischenmenschlichen Beziehungen, die sich im Laufe der Zeit entwickeln, und die Chancen, Menschen zu einem neuen Look und damit zu einem neuen Lebensgefühl zu verhelfen.
2. Was können junge Menschen nach der Ausbildung in diesem Handwerk machen?
Nach der Ausbildung stehen jungen Menschen im Friseurhandwerk vielfältige Möglichkeiten offen. Sie können sich weiterbilden und auf einem Gebiet spezialisieren – z. B. als Diplom-Colorist oder Salon Service Manager oder im Bereich Haarersatz. Der Erwerb des Meistertitels ermöglicht es ihnen zum einen, einen eigenen Salon zu eröffnen und Lehrlinge auszubilden, und zum anderen, ein berufsbezogenes Studium zu absolvieren. Sie können ihre Fähigkeiten auch weitergeben, indem sie an Berufsschulen oder in Ausbildungszentren unterrichten.
Es ist auch möglich, im Ausland zu arbeiten oder auf einem Schiff. Dort kann man sehr wertvolle Erfahrungen sammeln und interessante Kontakte knüpfen. Für die Industriepartner unserer Branche kann man deutschlandweit, europaweit und sogar weltweit als Fachtrainer arbeiten. Auch in der Film- / Fernseh- und Modeindustrie, in der sie für das Styling von Models und Schauspielern verantwortlich sind, gibt es spannende Karrieremöglichkeiten.
3. Was überrascht die Menschen am meisten, wenn Sie von Ihrem Handwerk erzählen?
Die meisten Menschen sind überrascht zu erfahren, wie viel Wissen und Können tatsächlich hinter dem Friseurhandwerk steckt. Viele denken zunächst nur an das Schneiden und Färben von Haaren, aber mein Handwerk umfasst weit mehr. Dazu gehört neben den bereits angesprochenen Fähigkeiten unter anderem das Verständnis über die chemischen Prozesse, nicht nur bei Farben, sondern auch bei Dauerwellen und Keratin-Glättungen. Wir müssen uns auch mit der Struktur von Haar und Kopfhaut und deren Pflege auskennen – insbesondere bei gesundheitlichen Problemen. Außerdem benötigen wir die Fähigkeit, Kunden professionell zu beraten und individuelle Lösungen zu finden. Dazu gehört auch das Wissen, wann man eine Arbeit nicht durchführen kann, und die Gabe, das dem Kunden wertschätzend zu vermitteln. Auch der Aufbau und die Pflege von Kundenbeziehungen erfordert ausgezeichnete zwischenmenschliche Fähigkeiten. Wir müssen auch stets am Puls der Zeit sein und uns permanent über die neuesten Trends und Techniken in der Mode und Beautybranche informieren.
Die Fakten zur Ausbildung
Ausbildungsdauer:
3 Jahre
Monatliche Vergütung ab:
710 € im 1. Lehrjahr
830 € im 2. Lehrjahr
955 € im 3. Lehrjahr
Abgeschlossene Ausbildungsverträge in 2023:
16 / 57 insgesamt
Berufsschulstandort:
Lippstadt und Soest
Zahl der Innungsbetriebe:
113
Der Beruf in aller Kürze
Friseure und Friseurinnen beraten ihre Kunden bei der Wahl einer passenden Frisur. Dann waschen, schneiden, pflegen und frisieren sie die Haare. Je nach Wunsch färben sie die Haare auch oder legen Dauerwellen. Sie ergänzen Frisuren mit künstlichen Haarteilen, die sie zum Teil selbst herstellen, verlängern Haare mit künstlichen Strähnen (Extensions) oder beraten ihre Kunden bei der Auswahl, Verwendung und Pflege von Perücken und Toupets.
Zum Herrenfach gehört es zudem, Bärte zu rasieren, zu pflegen und zu formen. Friseure und Friseurinnen führen auch kosmetische Behandlungen der Haut sowie Hand- und Nagelpflege durch und beraten Kunden über Kosmetikprodukte. Darüber hinaus bedienen sie die Kasse, führen Abrechnungen durch und vereinbaren Kundentermine.
Weitere Infos zur Ausbildung unter www.friseurhandwerk.de