Einen ungewöhnlichen Weg zum Traumberuf beschritt Sam Schoppe. Er stieg seinen Eltern aufs Dach. Der 22-Jährige hatte sich das notwendige Know-how, die Löcher in der Dachhaut zu flicken, per Youtube-Video angeeignet und wurde aktiv. Positiver Nebeneffekt für seinen späteren Lehrherrn Sebastian Kroll: Sam Schoppe leckte das sprichwörtliche Blut. "Ich wollte lernen, wie es richtig geht", sagt der Auszubildende der Dachdeckerfirma W. Böhm GmbH aus Bockum-Hövel.

Seinen Ausbilder freut das Interesse und die hohe Motivation seines Lehrlings im dritten Lehrjahr natürlich. "Die Arbeit bei uns erfordert eine gewisse Eigenständigkeit, bietet schnell die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen. Wir fördern den Nachwuchs bewusst, fast jeder unserer Mitarbeiter hat die Ausbildung bei uns im Unternehmen gemacht", sagt Sebastian Kroll. Dessen Vater Ralf ist seit 2007 Geschäftsführer der W. Böhm GmbH. Das Bedachungsunternehmen gründete Schwiegervater Wilfried Böhm.

Zwei Dachdecker mit Ahnung von Bauphysik

In die Familiengeschichte passt ebenso, dass Ralf ebenso wie Sebastian Kroll den Dachdeckermeister auf dem zweiten Bildungsweg nachlegten. Beide absolvierten zunächst die Ausbildung im Familienbetrieb, studierten anschließend Bauingenieurwesen und legten im Anschluss die Meisterprüfung ab. Keine schlechten Voraussetzungen in der Branche, wenn der Dachdecker auch über Bauphysik Bescheid weiß.

20 Dachdecker, derzeit sechs Azubis, arbeiten für das Bockum-Höveler Unternehmen. In der Münsteraner Kolmarstraße haben die Handwerker gerade mehrere 1000 Quadratmeter Dach komplett saniert. "Energetische Sanierung wie hier ist auch ein Schwerpunkt unserer Arbeit", erklärt der 29-jährige Sebastian Kroll. "Wir haben den Dachbodenausbau mit Dämmung, Dachflächenfenstern und kleinen Gauben mit Beschieferung gemacht, inklusive den Klempnerarbeiten für die Anschlüsse der Gauben und der Dachentwässerung."

Steil- sowie Flachdächer mit und ohne Begrünung, Fassaden – auch Vorhangfassaden – gehören zum Leistungsspektrum der Firma, darüber hinaus die Installation von Photovoltaikanlagen. "Wir erstellen dabei die Unterkonstruktion und installieren die Module auf dem Dach oder verarbeiten Imdach-Module anstelle der Ziegel", beschreibt der Juniorchef der Böhm GmbH. Die elektrischen Aggregate und Anschlüsse erledigen Partnerfirmen.

Sebastian Kroll steht vor dem Gebäude - Traumberufe Dachdecker 2023
In Münster haben die Dachdecker rund um Sebastian Kroll gerade mehrere 1000 Quadratmeter Dach komplett saniert. (Foto: Markus Liesegang)

Die Übernahme in der Firma ist ihm sicher

"Ein Steildach eindecken", antwortet Sam Schoppe auf die Frage, was er im Beruf am liebsten tut. "Bei den Abrissarbeiten am alten Dach hat man die Zeit im Nacken, das ist sehr wetterabhängig." Nach seinem Abschluss der Dachdeckerausbildung in diesem Sommer kann sich der künftige Geselle Sam Schoppe auf die Übernahme im Betrieb freuen. Es warten schon die ersten Projekte auf ihn, bei denen er zeigen kann, dass er das Gelernte selbstständig umsetzen kann.

Perspektivisch überlegt er, ob er noch einmal die Schulbank drücken möchte, dann jedoch in der Meisterschule. Sam Schoppe hat ganz offensichtlich für sich die richtige Berufswahl getroffen.

Drei Antworten von...

...Ulrich Ehrhardt, Obermeister der Dachdecker-Innung Hamm

Obermeister Ulrich Ehrhardt

1. Ich bin Handwerker geworden, weil …

… ich zum einen in einer Handwerkerfamilie groß geworden bin. Hier habe ich schon früh mitbekommen, wie vielseitig und interessant die Tätigkeiten im Dachdeckerhandwerk sind.
Ein stumpfer Bürojob in klimatisierten Räumen wäre nicht mein Ding. Raus auf die Baustelle, bei Wind und Wetter, das fand ich schon immer spannender. Zudem ist es schön, „seine“ Dächer in der Stadt zu sehen. Ein von Hand gemachtes Werkstück ist einfach etwas anderes als ein Dokument im PC.

2. Mein Lieblingswerkzeuge sind …

… meine Drohne, weil ich hiermit den Überblick über das zu bearbeitende Dach bekomme. Direkt gefolgt vom Laser-Messer, mit dem große Längen oder Höhen schnell und einfach ausgemessen werden können. Das war vor einigen Jahren alles noch mit viel Aufwand und oft mit Kletterei verbunden.

3. Im Dachdecker-Handwerk können junge Menschen in fünf oder zehn Jahren …

… weiterhin einen sicheren Job mit Zukunft ausüben. Zum Einhalten der angestrebten Energiewende muss das derzeitige Photovoltaik-Montage-Tempo vervierfacht werden. Hier sind viele Hände erforderlich. Montieren statt demonstrieren ist meiner Meinung nach hier angesagt. Handwerker packen lieber an und schaffen Lösungen, als sich auf die Straße zu kleben.

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