Rund 1.300 Kilometer entfernt von Soest greift derzeit Lea Ufermann zu Kamm und Schere. Dabei absolviert die 20-Jährige im Salon Ben – Die Haarmacher in Soest eine Ausbildung zur Friseurin. "Ich nehme im Rahmen eines Erasmus-Projektes des Börde-Berufskollegs an einem Frankreich-Austausch teil", erklärt die Deiringserin. Dafür befindet sie sich bereits zum zweiten Mal in Perpignan, einem Ort an der Grenze zu Spanien, wo sie in einem weiteren Salon französische Friseurluft schnuppern kann. "Ich kann dort natürlich nicht so viel machen wie in meinem Ausbildungsbetrieb, aber ich finde es unheimlich interessant zu sehen, wie in einem Friseursalon in einem anderen Land gearbeitet wird."
Einen ersten Einblick davon hat auch Friseurmeister Benjamin Baumann, der von den meisten Kunden "Ben" genannt wird, schon bekommen. "Im Rahmen des Austauschs war die 21-jährige Anna aus Perpignan hier und hat in unserem Salon in der Marktstraße 17A mitgeholfen", erzählt der Soester. Obwohl die Austausch-Berufsschülerin aufgrund der Sprachprobleme nicht alles verstanden hat, war es dem 36-Jährigen wichtig, ihr die Möglichkeit zu geben, sich so gut es ging einzubringen, um aus dem Praktikum so viel wie möglich mitzunehmen.
"Ich finde es generell wichtig, den Menschen – ob Praktikanten, Auszubildende oder Gesellen – immer auf Augenhöhe zu begegnen", sagt Benjamin Baumann. "Daher achte ich darauf, dass sie direkt aktiv mitarbeiten, denn so lernt man am schnellsten und kann Erfahrung sammeln." Dabei fokussiert er sich auf eine Auszubildende, würde aber gerne, sobald Lea Ufermann ihre Ausbildung abgeschlossen hat, einer weiteren Nachwuchskraft die Chance geben, bei ihm in den Beruf zu starten.
Unabhängig davon ist der Friseurmeister zurzeit auf der Suche nach einer Friseurin oder einem Friseur als Verstärkung für seinen Salon, der von dienstags bis freitags geöffnet hat. Die Voraussetzungen sind für angehende Azubis dieselben wie für künftige Mitarbeiter. "Interessenten sollten Spaß am Beruf haben, kreativ und kommunikativ sein und ein Bewusstsein für Trends mitbringen. Alle fachlichen Dinge gebe ich gerne weiter."

Benjamin Baumann hat nach seiner Ausbildung zum Friseur noch eine weitere zum Kosmetiker absolviert und in beiden Berufen gearbeitet, bevor er sich entschied, dem Friseurberuf den Vorrang zu geben. "Am Friseurberuf schätze ich vor allem die sozialen Kontakte, die Kommunikation und die Kreativität, denn man sieht sofort die Veränderung, die man erzielt hat, und die Begeisterung der Kunden." So besuchte er die Meisterschule in Arnsberg, erhielt seinen Meisterbrief und eröffnete Ende 2020 seinen eigenen Salon.
Auch wenn das Ganze jetzt schon einige Jahre zurückliegt, kann sich der Soester noch sehr gut an seine Meisterprüfung erinnern. "Wir mussten ein ganzheitliches Konzept zu einem selbst gewählten Thema entwickeln und umsetzen – inkl. Haar, Make-up, Nägel und Outfit." Als Thema wählte er die elegante Skelett-Dame La Catrina, die zum Symbol des Dia de los Muertos geworden ist, was übersetzt der Tag der Toten bedeutet. "Das mexikanische Totenfest, bei dem der Verstorbenen gedacht wird, ist im Gegensatz zu Allerheiligen bei uns, sehr bunt und fröhlich und ich finde den Gedanken sehr schön, die Menschen, die man verloren hat, zu feiern."
Das Groß der Kunden im Salon Ben – Die Haarmacher sind Damen jeden Alters, wobei auch Kinder und Herren das Gespür für Trends und die modernen Schnitte von Benjamin Baumann schätzen.

