„Welchen Beruf will ich lernen?“ Vor dieser Frage steht jeder junge Mensch am Ende der Schullaufbahn. Bei Maximilian Brannekemper war die Antwort eigentlich klar. Immerhin liegt die Begeisterung für das Handwerk in seiner Familie.  Dennoch nahm er sich Zeit für die Entscheidung, ob er in die Fußstapfen von Vater und Großvater treten will. Doch seit Anfang des Jahres leitet er das Familienunternehmen Brannekemper Metallgestaltung in der dritten Generation. Und im Gespräch mit dem heute 27Jährigen merken wir: Hier ist jemand in seinem Traumjob angekommen.

Cordes: Warum haben Sie sich für den Beruf des Metallbauers entschieden?

Maximilian Brannekemper: Ich hatte schon früh Spaß am Handwerk. Außerdem habe ich als Jugendlicher in den Ferien im elterlichen Betrieb gearbeitet. So habe ich mir bereits mit 16 den eigenen Urlaub finanziert. Das war sehr reizvoll. Und natürlich eine gute Gelegenheit, um den Beruf kennenzulernen. Trotzdem war ich mir lange nicht sicher, ob ich nach der Schule den elterlichen Betrieb übernehmen möchte. Denn natürlich sah ich auch die Schattenseiten der Selbstständigkeit. Doch dann hörte ich vom Northeimer Modell „Abi-Meister“. Durch den „Abi-Meister“ möchte man das Handwerk generell auch für Abiturienten interessanter machen. Ich habe mich jedenfalls zu dieser Möglichkeit entschlossen. Innerhalb von drei Jahren hatte ich so nicht nur den Gesellenbrief als Metallbauer der Fachrichtung Konstruktionstechnik, sondern auch den Meisterbrief in der Tasche. Danach habe ich neben dem Studium weitergearbeitet. Mit dem dem Abschluss als Bauingenieur der Fachrichtung Stahlbau war mir eine weitere Fortbildung zum Schweißfachingenieur möglich. Durch diese Qualifikation konnte auch das Produktportfolio unseres Unternehmens breiter aufgestellt werden.

Cordes: Aber bleibt bei solch einer Ausbildung im Eiltempo nicht die Praxis auf der Strecke?

Maximilian Brannekemper: Die Ausbildung als Metallbauer dauert in der Regel dreieinhalb Jahre, kann aber bei guten schulischen Leistungen auf drei Jahre verkürzt werden. Beim Abi-Meister sind es drei Jahre bis zum Meister. Was die Theorie angeht: Durch die stark verkürzte Zeit dreht sich in der Berufsschule alles um das berufliche Fachwissen.  Allgemeine Fächer gibt es nicht, denn gewisse Grundkenntnisse werden vorausgesetzt. Natürlich kommt bei solch einer kurzen Ausbildung die Praxis zu kurz. Man muss sich auf der Baustelle beweisen. Ein Geselle mit 20 Jahren Berufserfahrung ist fachlich besser als ein frisch gebackener Abi-Meister. Doch Erfahrung kommt mit den Jahren.

Metallbauer Azubi Maximilian Brannekemper
Die Arbeit des Metallbauers ist weitaus mehr als Sägen, bohren, schweißen. Anhand der CAD-Zeichnungen wird überlegt, wie Details zu lösen sind. Foto: Karin Cordes

Cordes: Was ist für Sie das Besondere in ihrem Beruf?

Maximilian Brannekemper: Generell fasziniert mich die Vielfalt des Handwerks. Egal ob als Metallbauer oder als Tischler – man entwickelt nach den Wünschen der Kunden Ideen und erstellt die verschiedensten Produkte. Gerade im Metallbau hat man es mit den unterschiedlichsten Materialien wie Aluminium oder Stahl zu tun und bei der Herstellung von Produkten sind fast keine Grenzen gesetzt. Ich kann aus Metall sowohl einen Stuhl oder Regal herstellen aber auch Geländer, Treppen bis hin zu Hallenbauten. Wenn man solch ein Handwerk beherrscht, dann ist diese Fertigkeit übrigens auch im alltäglichen Leben von Vorteil. Es hilft zwar nicht bei der Steuererklärung, aber bei vielen Kleinigkeiten des täglichen Lebens.

Cordes: Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag als Metallbauer aus?

Maximilian Brannekemper: Die Arbeit beginnt bei uns morgens um sieben Uhr und es gibt jeden Tag neue Herausforderungen. Entweder in der Fertigung oder auf der Montage. In der Fertigung werden die verschiedenen Produkte wie Maschinengestelle Geländer oder Überdachungen gefertigt. Sägen, bohren, schweißen – all das gehört dazu. Und vor allen Dingen muss man den Kopf einschalten. Nach den CAD-Zeichnungen wird gearbeitet aber man muss auch überlegen, wie man Details löst. Im Anschluss sind dann oft Montageteams von zwei bis vier Mann beim Kunden vor Ort. Hier montieren sie nach Einweisung entweder vorgefertigte oder von uns selbst produzierte Produkte.

Cordes: Welche Voraussetzungen sollte man für den Beruf mitbringen?

Maximilian Brannekemper: Schulische Leistungen sind wichtig, aber nicht das ausschlaggebende Kriterium. In erster Linie sollte man Spaß am Handwerk haben und ein Interesse an der Herstellung von Produkten. Wir bauen das, was der Kunde sich wünscht. Da schadet auch etwas Kreativität nicht. Auch muss man bereit sein, sowohl drinnen in der Werkhalle als auch im Freien zu arbeiten – also ein gewisses Maß an Flexibilität mitbringen. Eine gewisse körperliche Fitness ist wichtig, Sie ist unser höchstes Gut. Umso besser, dass schwere Arbeiten heutzutage von diversen Hebevorrichtungen übernommen werden. Insofern können auch Frauen im Metallbau arbeiten. Jedoch muss man sagen, dass es bislang nicht viele Frauen in diesem Beruf gibt.

Cordes: Gibt es Möglichkeiten zur Fort- und Weiterbildung?

Maximilian Brannekemper: Die Ausbildung als Metallbauer ist eine gute Basis, um später den Meister zu machen oder ein Studium zu absolvieren. So arbeiten auch in unserem Betrieb drei Meister, die hier bereits ihre Ausbildung gemacht haben. Abgesehen von Meisterbrief und Studium gibt es die verschiedensten Möglichkeiten sich als Geselle zu spezialisieren. Das kommt ganz auf die eigenen Interessen an.

Cordes: Hat der Beruf des Metallbauers eine Zukunft?

Maximilian Brannekemper: Es ist kein Geheimnis, dass die Baubranche derzeit aufgrund von hohen Zinsen und Preisen eine schwierige Phase durchlebt. Dennoch ist die Nachfrage weiterhin hoch. Auch das Image der handwerklichen Berufe hat sich geändert. Die Menschen schätzen unsere Leistung. Fachkräfte sind rar und sehr begehrt. Das wird auch in Zukunft so bleiben. Wir Handwerker müssen uns keine Sorgen machen. Wir als Metallbauer produzieren hauptsächlich individuell angefertigte Produkte. Somit ist unsere Arbeit nach dem heutigen Stand der Technik nicht so leicht zu ersetzen.

Drei Antworten von...

...Willi Seiger, Obermeister der Innung für Metall- und Kunststofftechnik Soest-Lippstadt

Obermeister Seiger

Ich bin Handwerker geworden, weil ...

... ich immer schon gerne Dinge entwickelt und hergestellt habe. Nach meinem Fachabitur habe ich daher eine Ausbildung zum Maschinenbaumechaniker – der heutige Feinwerkmechaniker mit dem Schwerpunkt Maschinenbau – absolviert. Danach habe ich in diesem Beruf meinen Meister gemacht und noch den Betriebswirt im Handwerk drangehängt. Mein Beruf erfüllt mich, weil ich jeden Tag sehe, was ich schaffe. Wir stellen quasi eine Vorlage her für andere Kollegen, die damit täglich vielfältige Produkte herstellen.

Mein Lieblingswerkzeug ist ...

... die Drehmaschine, weil mit ihr eine Vielzahl von unterschiedlichen Teilen hergestellt werden, die unser tägliches Leben bereichern. Genauer gesagt fertigen wir mit unserer Drehmaschine die Vorlagen für rotationssymmetrische Bauteile, mit denen andere Unternehmen unzählige Produkte aus allen Bereichen des täglichen Lebens anfertigen. Dazu zählen Bauteile für Windräder ebenso wie Felgen für Autos und Fahrräder sowie Porzellanteller und -tassen.

Das Einzigartige an meinem Handwerk ist ...

... das Zusammenspiel unterschiedlicher Fachrichtungen wie Umformtechnik bei Blechen, Schweißen, Fügen, Feinwerkmechanik, Elektrotechnik, Informatik und Dienstleistungen – alles in einem Beruf vereint. Wir stellen komplexe Produkte im Maschinenbau und auch im Metallbau kundenspezifisch her.

Alle Infos zu deinem Traumberuf