Wer glaubt, als Tischler habe man ausschließlich mit Holz zu tun, wird bei der Tischlerei Zimmermann schnell eines Besseren belehrt. "Holz lässt sich gut mit Glas, Naturstein, Metall, Mineralwerkstoffe, Keramik, Leder und Linoleum kombinieren", erklärt Inhaber Thomas Zimmermann. "Dafür arbeiten wir eng mit regionalen Partnern aus den Bereichen Metallbau, Polsterei, Elektroinstallation und Sanitär zusammen. Für den Kunden hat das den Vorteil, dass wir Aufträge ganzheitlich planen und umsetzen können."
Für die Auszubildenden bietet diese Vielfalt die Gelegenheit, schon während ihrer Lehrjahre über den Tellerrand hinauszuschauen. Diese Möglichkeit hat Tobias Zimmermann sogar noch vor seiner Ausbildung im Familienbetrieb seines Vaters genutzt. "Ich habe zunächst ein Praktikum bei einem Elektrofachbetrieb gemacht, um erst einmal einen generellen Eindruck ins Handwerkerberufsleben zu bekommen", erzählt der 16-Jährige. "Außerdem war ich mir gar nicht sicher, ob ich auch Tischler werden möchte."
Doch die Leidenschaft für Holz und die unzähligen Möglichkeiten, die dieser Werkstoff bietet – auch in Kombination mit anderen Materialien –, haben ihn letzten Endes überzeugt. Mittlerweile ist er im ersten Lehrjahr und macht gerade seinen Grundlehrgang, auf den er sich schon sehr gefreut hat. "Bei diesem vierwöchigen Lehrgang lernen wir unter anderem, welche verschiedenen Möglichkeiten es gibt, Holzelemente miteinander zu verbinden", sagt Tobias Zimmermann. "Für eine besonders stabile Verbindung werden beispielsweise häufig Keilzinken genutzt."

Während der frühere Realschüler seine Ausbildung erst im August begonnen hat, ist die seines vier Jahre älteren Bruders, der ebenfalls im elterlichen Betrieb lernt, schon fast zu Ende. Im April war er noch zu einem Oberflächenlehrgang in den Räumen der Kreishandwerkerschaft in Soest, bei dem er grundlegende Kenntnisse und Fertigkeiten der Furnierbearbeitung erworben und verschiedene Varianten der Oberflächenbehandlung von Holz gelernt hat.

Zusätzlich zu den Lehrgängen im Rahmen der überbetrieblichen Ausbildung besuchen die Azubis regelmäßig die Berufsschule. In der Realschule hat Tobias Zimmermann gerne Mathe gemacht, was ihm jetzt zugutekommt. "Mathe ist für diesen Beruf schon wichtig, denn man hat ständig mit Maßen zu tun und muss beispielsweise Flächen und Abstände sowie Mengen berechnen."
Eine weitere wichtige Voraussetzung sei, dass der Nachwuchs räumliches Vorstellungsvermögen mitbringe. "Wir machen sehr viele Treppen, denn das ist einer der Bereiche, auf die wir uns spezialisiert haben. Treppen mit zwei Wangen oder einer Wange, Treppen mit aufgesattelten Stufen oder mit einem Podest, gewendelte oder gerade Treppen", gibt Tobias Zimmermann ein paar Beispiele. "Ich war schon häufiger mit meinem Vater bei Kunden vor Ort und habe auch schon mal mit ihm den Bereich für eine Treppe ausgemessen. Da ist es schon hilfreich, wenn man sich die Treppe gut vorstellen kann."
Diese Vorstellungskraft ist auch entscheidend, wenn man am Ende der dreijährigen Ausbildung sein Gesellenstück entwerfen und bauen muss. Denn das existiert zunächst im Kopf, wird dann skizzenhaft zu Papier gebracht und anschließend unter Berücksichtigung der Anforderungen wie beispielsweise einer integrierten Schublade fertiggestellt.