„Ich brenne für meinen Beruf“, versichert Sebastian Raatz. Und das glaubt man ihm sofort. Denn wenn man den gelernten Tischler fragt, was für ihn das Besondere an seinem Handwerk ist, kommt er aus dem Schwärmen kaum heraus. Zunächst mit seinem Onkel, seit einigen Jahren mit seinem jüngeren Bruder Marius, betreibt er die Tischlerei Raatz in Anröchte. Kompetenz und Leidenschaft für das Handwerk sozusagen im Doppelpack. Mit ihrer Begeisterung stecken die beiden Brüder offensichtlich an. Drei engagierte Gesellen arbeiten hier. Und auch viele junge Menschen lernten in dem Familienbetrieb das Tischlerhandwerk. Derzeit absolvieren Johanna, Max und Tom ihre Ausbildung. Jahrespraktikantin Hanna verstärkt das junge Team. Wir sprachen mit Sebastian und Marius Raatz über den Beruf des Tischlers.
Was ist für Sie das Besondere am Tischlerhandwerk?
Sebastian Raatz: Es ist ein wunderschöner Beruf, bei dem man sich kreativ so richtig ausleben kann. Gerade in der heutigen Zeit, in der so vieles digital und eher abstrakt ist, gibt es ein gutes Gefühl mit den eigenen Händen etwas zu schaffen, und das Ergebnis dieser Arbeit dann auch zu sehen. Aus dem blanken Holz, das wenige Tage zuvor noch auf dem Hof lag, schaffen wir die unterschiedlichsten Produkte. Bei der Entstehung von Möbeln beraten wir die Kunden, inspirieren, finden Lösungen, machen Entwürfe und Vorschläge. Bauen wir Türen ein oder verlegen Böden, dann wird durch unsere Arbeit ein Zuhause wohnlich. Wenn man dann als Feedback der Kunden deren zufriedenes Strahlen sieht, ist das ein rundum gutes Gefühl. Oder kurz gesagt. Das Tischlerhandwerk macht einfach Bock.

Wann haben Sie persönlich denn gemerkt, dass dieser Beruf genau das Richtige für Sie ist?
Sebastian Raatz: Wir kommen aus einer großen Familie. Unser Vater hatte neun Geschwister. Und jeder beherrschte ein anderes Handwerk. Daher wurden alle handwerklichen Arbeiten selber erledigt oder von einem aus der Familie. Auch für mich war früh klar, dass ich ein Handwerk lernen möchte. Es gibt Menschen, die sind nicht fürs Büro gemacht. Ich gehöre dazu. Nach einem Praktikum in einer Tischlerei stellte ich fest, dass der Beruf genau mein Ding ist und machte daher eine Ausbildung. Später habe ich mich zum Schritt in die Selbstständigkeit entschlossen. Gemeinsam mit meinem Onkel, ebenfalls Tischler, haben wir die Tischlerei gegründet. Unser Büro und Firmensitz sind in Lippetal, die Werkstatt im Gewerbegebiet Anröchte.
Marius Raatz: Auch mich zog es ins Tischlerhandwerk. Die Ausbildung habe ich im Familienbetrieb bei Onkel und Bruder gemacht. Danach war mir klar, dass ich schnell mit der Meisterschule weitermachen möchte. 2015 hatte ich dann den Meisterbrief in der Tasche und 2020 bin ich in die Fußstapfen meines Onkels getreten und leite seither gemeinsam mit meinem Bruder den Betrieb. Das ergänzt sich sehr gut. Denn während ich für den Bereich Möbeltischlerei zuständig bin, liegt Sebastians Schwerpunkt auf Böden und Zimmertüren. Wir bieten somit ein breites Spektrum.

Was sollten junge Menschen für den Beruf des Tischlers mitbringen?
Marius Raatz: Wir schauen weniger auf Schulnoten, als vielmehr darauf, ob Interesse an dem Beruf vorhanden ist. Darauf kann man aufbauen. Handwerkliches Geschick sowie räumliches Verständnis braucht man ebenfalls in diesem Beruf. Am besten ist es, in den Beruf im Rahmen eines Praktikums hineinzuschnuppern.
Sebastian Raatz: Solch ein Praktikum ist optimal. Kein Wunder, dass in den letzten Jahren fast alle unsere Auszubildenden auf diesem Weg zu ihrem Lehrvertrag gekommen sind. Derzeit haben wir einen Auszubildenden in jedem Lehrjahr. Dazu noch eine Jahrespraktikantin. Und ich muss sagen, mit Johanna, Hanna, Max und Tom haben wir sehr engagierten jungen Nachwuchs, mit denen die Arbeit einfach Spaß macht. Sie durchlaufen in der Ausbildung alle Bereiche. Meist stellt sich im zweiten Lehrjahr heraus, wem, was am meisten liegt. Manche fertigen am liebsten in der Werkstatt individuelle Möbelstücke. Andere sind glücklich, wenn sie mit einem Bulli voller Zimmertüren den ganzen Tag auf Montage beim Kunden sind.
Marius Raatz: Wobei man sagen muss, dass wir auf die unterschiedlichen Interessen achten. Natürlich werden in der Ausbildung sämtliche Bereiche durchlaufen. Und auch späte, als Geselle, müssen alle generell überall anpacken. Allerdings ist schon klar, wo die speziellen Interessen und Neigungen der einzelnen Mitarbeiter liegen. Und dort werden diese dann auch am häufigsten eingesetzt.