Wenn sein Stecheisen so mühelos durch das Holz gleitet, als wäre es Papier, dann ist Dmytro Zalotok in seinem Element. „Ich arbeite mit allen Maschinen und Werkzeugen gerne, aber das Stecheisen ist mein Lieblingswerkzeug, denn wenn es richtig scharf ist, macht mir die Arbeit damit unheimlich viel Spaß“, verrät der 44-Jährige, der seit Anfang April vergangenen Jahres eine Ausbildung zum Tischler macht.

Benötigt wird das Werkzeug, das aus einem Holzgriff und einer Klinge aus geschliffenem und gehärtetem Stahl besteht und in der Regel nicht mit Klüpfel oder Hammer, sondern nur mit der Hand geführt wird, zum Stemmen von Vertiefungen im Holz. „Damit lassen sich sehr gut die verschiedenen Schwalbenschwanzzinkungen herstellen, die wir in der Ausbildung erlernen und die unter anderem bei Schubladen eingesetzt werden.“ Bei diesen traditionellen Eckverbindungen greifen Zinken und Schwalben auf unterschiedliche Weise ineinander und sorgen damit für eine sehr hohe Stabilität.

Dmytro Zalotok trägt Holzleim mit einem Pinsel auf
Mit einem Pinsel trägt Tischler-Azubi Dmytro Zalotok Holzleim auf einer der Leisten eines Holzgestells auf. Fotos: Gabi Bender

Dass er in der Lage ist, eine solche Schwalbenschwanzzinkung herzustellen, musste Dmytro Zalotok erst Anfang April unter Beweis stellen, denn diese war Pflicht beim praktischen Teil seiner Zwischenprüfung. „Wir habe eine Skizze erhalten und mussten nach dieser Vorlage innerhalb von sechs Stunden eine Holzkiste mit Deckel für Dartpfeile bauen.“

Ein weiteres Werkstück, das der Ukrainer im Rahmen seiner Ausbildung hergestellt hat, ist eine 50 x 50 Zentimeter große Spielkiste. „Wir mussten eine Art Mini-Gesellenstück machen und ich habe diese schöne Kiste gebaut, die aus einem Korpus, einem Rahmen und einem Deckel besteht, und den Boden mit einem grünen Stoff bezogen. In diese Kiste passt jedes Brettspiel und das Beste ist, dass die Würfel beim Spielen nicht vom Tisch fallen können.“

Ursprünglich hatte der 44-Jährige einen anderen Karriereweg einschlagen wollen und daher in seinem Heimatland Wirtschaft und Kybernetik studiert. Doch nach seiner Ankunft in Deutschland ging es für Dmytro Zalotok erst einmal darum, einen Beruf zu finden, mit dem er trotz der anfänglichen Sprachbarrieren Geld verdienen kann. „Ich habe viel nachgedacht, was ich gerne machen möchte, was früher meine Hobbys waren und habe mich daran erinnert, wie gerne ich Holz rieche und dass ich es liebe, etwas zu bauen.“ Auch das Erstellen von Zeichnungen mit zwei- und dreidimensionaler Ansicht macht er gerne.

Dmytro Zalotok und Tischlermeister Andreas Schwienhorst in der Werkstatt
Tischlermeister Andreas Schwienhorst (rechts) unterstützt seinen Auszubildenden Dmytro Zalotok nicht nur mit nützlichen Tipps, sondern packt bei Bedarf auch mit an, denn Teamwork wird in dem Meisterbetrieb großgeschrieben. Fotos: Gabi Bender

Daher freute sich Dmytro Zalotok sehr, als der Tischlermeister und Innenarchitekt Andreas Schwienhorst ihm die Möglichkeit gab, in dem 1930 gegründeten Unternehmen, das er vor 22 Jahren von seinem Vater übernommen hat, eine Ausbildung zum Tischler zu machen. Wenn er diese im kommenden Jahr erfolgreich abgeschlossen hat, würde er gerne weiter bei dem traditionsreichen Betrieb in Hamm arbeiten. Auf die Frage, welche Voraussetzungen Interessierte mitbringen sollten, antwortet der 44-Jährige: „Man sollte motorisch und feinmotorisch fit sein, denn man arbeitet mit den Händen.“ Außerdem sollte man ganz gut in Mathe sein. Wobei als Tischler nicht die höhere Mathematik gefragt sei. „Wer Tischler werden möchte, sollte Flächen und Räume berechnen können und die Prozentrechnung beherrschen.“ Das räumliche Vorstellungsvermögen sollte ebenfalls gut ausgebildet sein, denn in diesem Handwerksberuf muss man 2D- und 3D-Zeichnungen nicht nur selbst erstellen können, sondern auch verstehen und die abgebildeten Werkstücke und Möbel nach den Zeichnungen herstellen können.

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