Ist es möglich, Bäckermeisterin zu werden, ohne je eine Ausbildung zur Bäckerin absolviert zu haben? "Ja, da geht, wenn man den Meister in einem artverwandten Beruf absolviert hat", verrät Vera Christiani. "Daher durfte ich, nachdem ich die Ausbildung zur Konditorin und später meinen Konditormeister gemacht hatte, noch den Bäckermeister dranhängen."
Die 43-Jährige führt die Bäckerei und Konditorei Christiani bereits in der siebten Generation, seit sie das Familienunternehmen in Oestinghausen 2018 von ihren Eltern übernommen hat. Diese unterstützen ihre Tochter aber nach wie vor leidenschaftlich gerne, wo sie können. "Mein Vater ist mit Leib und Seele Bäckermeister und hilft gerne in der Backstube mit und meine Mutter in unserem Café in der Straße Am Bahnhof 4a." Dort hat auch Paula Dahlhoff regelmäßig ausgeholfen, bevor sie sich entschied, eine Ausbildung bei der traditionsreichen Bäckerei und Konditorei zu machen.
Die 17-Jährige ist die Tochter von Vera Christianis älterer Schwester und damit bereits die achte Generation, die im Haus an der Kayserstraße in Oestinghausen Tortenträume wahr werden lässt, während die Bäcker in guter, alter Handarbeit Brote und Brötchen herstellen. Und das nach traditionellen Rezepten. "Wir haben noch Rezeptbücher, die unsere Ahnen Mitte des 19. Jahrhunderts in akkurater Handschrift erstellt haben", erzählt Vera Christiani. Gegründet hat das Unternehmen der Konditormeister Konrad Christiani im Jahr 1807.

Während die meisten Vorfahren eine Bäckerlehre machten und anschließend die Meisterschule besuchten, war für die Oestinghausenerin schon immer klar, dass sie Konditorin wird. "Mein Herz schlägt für die Konditorei", sagt sie 43-Jährige voller Überzeugung. Ihre Ausbildung absolvierte sie beim Café Steinhoff in Beckum, bevor sie während ihrer Gesellenjahre im Café Fassbender in Siegburg und in der Konditorei Böckeler in Baden-Baden arbeitete. "Danach ging ich in Köln auf die Meisterschule und kehrte anschließend zurück in die Heimat."
Hier verwirklicht die Konditor- und Bäckermeisterin individuelle Tortenträume für besondere Anlässe wie beispielsweise Geburtstage, Hochzeiten und Taufen. "Oft haben die Kunden eine erste Idee oder bringen auch direkt Fotos von Torten mit, die sie im Internet gefunden haben", berichtet Vera Christiani. "Ich setze die Tortenwünsche dann um, wobei ich immer gerne noch viel eigene kreative Ideen miteinbringe." Das gilt auch für die Sahneschnittchen, die ebenso beliebt sind wie süße Teilchen und Blechkuchen, mit denen das Christiani-Team auch einige umliegende Gaststätten versorgt.

In der Filiale am Bahnhof können sich die Kunden täglich mit frischen Backwaren versorgen und im angeschlossenen Café eine Auszeit nehmen. Samstags hat außerdem die Filiale An der Kirche 12 von 6 bis 11 Uhr geöffnet, außerdem steht der Marktwagen dienstags und samstags auf dem Soester Wochenmarkt. Mittwochs fährt er außerdem über Land und versorgt Kunden in den umliegenden Gebieten. Ein Service, den besonders ältere Kunden liebgewonnen haben.
Außerdem schätzen die Kunden, dass bei Christiani viele heimische Rohstoffe zum Einsatz kommen. "Wir haben festgestellt, dass die Kunden bewusster essen, Wert auf regionale Produkte legen und wir daher immer häufiger gefragt werden, woher wir die Rohstoffe beziehen." Da auch die Konditor- und Bäckermeisterin aus Überzeugung auf heimische Lieferanten setzt, bezieht sie das Weizenmehl für Brot und Backwaren von Romberg aus Wippringsen, das Roggenmehl von Schlotmann aus Weslarn.