Andre Kessler ist in seinem Element. Lachend steht er in der 1500 Quadratmeter großen Halle des Schmerlecker Landtechnik- und Lohnunternehmens Stefan Koch und ist umringt von riesigen Traktoren, Mähdreschern und Co. Genau sein Ding: „Mich hat das Reparieren von Maschinen bereits als kleiner Junge fasziniert“, grinst der 21-Jährige. Offensichtlich hat hier jemand sein Hobby zum Beruf gemacht.

Gut so. Denn genau dies ist wohl die wichtigste Voraussetzung für die dreieinhalbjährige Ausbildung. „Die jungen Leute müssen echtes Interesse haben. Sie sollten das Brummen der Motoren lieben und für die Arbeit brennen„, wünscht sich Ida-Maria Koch. Seit 1993 leitet sie gemeinsam mit ihrem Mann Stefan das familiengeführte Traditionsunternehmen. In diesem Jahr feiert man mit Stolz das 100-jährige Firmenjubiläum. Ebenso stolz ist die Familie darauf, dass mit den beiden Söhnen Franz und Klemens bereits die vierte Generation am Start ist. Während Franz gleich zwei Ausbildungen als Land- und Baumaschinenmechatroniker sowie Agrarservice-Fachkraft absolvierte, macht Klemens nach der Ausbildung als Agrarservice-Fachkraft derzeit seinen Meister.

Doch was macht eigentlich die Faszination für dieses Handwerk aus? „Es ist die Vielseitigkeit. Täglich steht man vor neuen Herausforderungen und Aufgaben“, meint Ida-Maria Koch und André Kessler kann dies nur bestätigen: „Mal arbeite ich in der Werkstatt, mal im Freien vor Ort beim Kunden. Es ist so abwechslungsreich. Denn ich habe es immer wieder mit neuen Arbeiten zu tun.“

André Kessler repariert eine Landmaschine - Traumberufe Land- und Baumaschinenmechatroniker 2023
„Mich hat das Reparieren von Maschinen schon als kleiner Junge fasziniert“, so der 21-jährige Landmaschinenmechatroniker. (Foto: Karin Cordes)

Tatsächlich sind die Aufgaben von Land- und Baumaschinenmechatroniker/innen so verschieden wie die Motoren. Egal, ob kleine oder große Maschinen und Anlagen – Fahrkräfte wie André sind dafür zuständig, die Dinge ans Laufen zu bekommen: Wenn es irgendwo mal hakt, finden sie das Problem in mechanischen, hydraulischen, elektrischen und elektronischen Systemen – und vor allen Dingen lösen sie es. Entsprechende Teile werden repariert oder ausgetauscht. Werkstücke manuell und maschinell bearbeitet oder geschweißt. Auch das Aufrüsten land- und bauwirtschaftlicher Fahrzeuge und Maschinen mit Zubehör und Zusatzeinrichtungen gehört zu ihren Tätigkeiten. Dabei spielt die Digitalisierung in diesem Berufsbild eine immer größere Rolle. Man muss also stets auf dem neuesten Stand der Technik sein, aber ebenso wissen, wie man die „alten Schätzchen“ wieder zum Laufen bringt.

Es gibt daher eine Menge zu lernen während der dreieinhalbjährigen Ausbildung, die bei besonders guten schulischen Leistungen auch verkürzt werden kann. Apropos Schule: „Natürlich ist die Begeisterung für den Beruf das A und O, ebenso wie handwerkliches Geschick und technisches Verständnis. Aber um auch die theoretischen Aufgaben in der Berufsschule zu schaffen, benötigt man einen guten Hauptschulabschluss und Fleiß„, erklärt die Chefin des Familienunternehmens. Dieser Fleiß darf einem auch nicht beim Einsatz vor Ort verloren gehen. Denn wenn mitten in der Erntezeit der Mähdrescher des Landwirts streikt, ist die Arbeit des Landmaschinenmechatronikers dringend gefragt – bei Wind und Wetter und wenn es sein muss, auch mal am Wochenende.

André Kessler beschäftigt sich mit einer kleinen Maschine - Traumberufe Land- und Baumaschinenmechatroniker 2023
Egal, ob große Anlagen oder kleine Maschinen – Die Aufgaben von Land- und Baumaschinenmechatronikern sind so unterschiedlich wie die Motoren. (Foto: Karin Cordes)

Junge Frauen sind in der Branche eher selten zu finden. Wenngleich das Interesse zumindest in jüngster Zeit deutlich mehr wird: „Bei den Boys- und Girls-Tagen haben wir oft Mädchen, die sich für das Berufsbild interessieren“, so Ida-Maria Koch. Generell ist das Handwerk zwar körperlich recht herausfordernd, doch vieles wird durch technische Hilfsmittel inzwischen erleichtert. „so dass der Beruf auch für Frauen geeignet ist. Wenn es tatsächlich mal zu schwer wird, hilft Teamarbeit. Teamfähigkeit ist überhaupt sehr wichtig im Handwerk“, meint die Geschäftsführerin.

Ebenso wie im Leben, lernt man auch im Handwerk nicht aus. So sind nach erfolgreicher Ausbildung regelmäßige Schulungen und Fortbildungen eine Selbstverständlichkeit, denn immerhin müssen Fachkräfte wie André Kessler stets auf dem neuesten Stand der Technik sein. Wer Bildung nutzen möchte, um auf der Karriereleiter emporzuklettern, der hat dazu ebenso die Möglichkeit: Man kann den Meister machen oder die Ausbildung als Basis für ein späteres Studium nutzen. Für den jungen Gesellen kommt diese Möglichkeit derzeit noch nicht in Frage.

„Mal sehen, vielleicht später. Jetzt möchte ich erstmal berufliche Erfahrungen sammeln“, erklärt André Kessler und schaut dabei schon dem nächsten Motor unter die Haube.

Doch egal, ob als Geselle oder Meister – die Zukunft in diesem Handwerk sieht rosig aus. Das versichert Ida-Maria Koch: „Arbeit ist reichlich vorhanden. Daher sind auch in unserer Branche Fachkräfte gefragte Leute. Da wird sich so schnell sicher nichts dran ändern.“

Drei Antworten von...

...Dietmar Kaup, Obermeister der Innung für Land- und Baumaschinentechnik Soest-Lippstadt

Obermeister Dietmar Kaup

1. Ich bin Handwerker geworden, weil …
… ich im Handwerk die größten Perspektiven gesehen habe. Außerdem ist der Handwerksberuf unglaublich abwechslungsreich, was für meine Berufswahl auch sehr wichtig war.

2. Mein Lieblingswerkzeug ist …
… der Laptop, weil die meisten Geräte und Maschinen, mit denen wir zu tun haben, mittlerweile ausgelesen werden können und man Fehlern damit sehr schnell auf die Spur kommt.

3. Was ist das Einzigartige an Ihrem Handwerk?
Das Besondere an unserem Handwerk ist, dass man sich als Land- und Baumaschinenmechatroniker sowohl in der Mechanik und Elektronik als auch in der Hydraulik und Pneumatik auskennen muss.

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